Mit(st)reiter
Nord-Süd-Gefälle.
Die ersten 20 Jahren, die ich offiziell auf der Straße verbringen durfte, verbrachte ich zu 98,5% in Schleswig-Holstein, Nordriesland und Dithmarschen. Also auf Fahrstrecken, die recht überschaubar sind und auf denen Kurven eher durch Abwesenheit glänzen.
Daher war wohl der Zusammenhalt, das gemeinsame Erleben wichtiger. Mensch und Maschine standen im Vordergrund, wo auch immer - so dachte ich. Bis ich nach Hessenland zog. Seit Aufzeichnung bin ich hier im Süden in Gebieten unterwegs, die genau andersherum funktionieren.
Die Gegend bemüht sich, der Mensch muß erst bemüht werden.
Der Eingang in den Odenwald liegt vor der Tür, Arsch-wund-reiten ohne eine einzige Geschichte doppelt fahren zu müssen. Sehr wohl kann man sich aussuchen, ob einen schroffe Felsen, jegliche Baumart, Auf- und Abhänge oder Haarnadeln ins Schwitzen bringen - im Norden waren die größten Herausforderungen landwirtschaftliches Gerät, Langeweile und die Vorfahrt.
Aber jemanden dabei zu haben als Absicherung für alle Fälle, jemanden zum Teilen von Eindruck, Freud und Leid - nein, das ist sowas von schwieriger hier..
Einzelgänger, ich weiß, wo Dein Haus wohnt.
Mein Rezept: Unterwegs gezieltes herauspicken, stricktes hinterherfahren, beobachten, aussortieren, anhalten und ansprechen - gegebenfalls bis zur Garage dranbleiben. Danach bedarf es noch einem mehrmaligem Aufkreuzen bei gemerkter Adresse bis die erste gemeinsame Ausfahrt ergeben möglich ist.
So oder ähnlich sammelte sich über Jahre im Odenwald, Spessart, Hunsrück und Vogelsbergkreis ein angestrebtes Netzwerk mehr oder weniger verrückter Genossen und Genosseninnen an.
Außerdem werden immer wieder gerne Verwandte und Bekannte aus dem Norden importiert, in Klamotten auf ein Moped gesetzt und genötigt Kilometer zu fressen!
Was wäre das Luftzerschneiden
ohne interaktiven Austausch
mit Gleichgesinnten?
Auf jeden Fall um einiges ärmer.